Dialogmuseum Frankfurt - BaE-Auszubildende aus Gießen tauchen ein in die Welt der Nichtsehenden
Gießen | Wie fühlt sich der Alltag für blinde Menschen an? Das kann sich wohl niemand vorstellen, der nicht selbst betroffen ist.
Die eigenen Sinne schärfen, mit den Ohren und Händen sehen, den Alltag von blinden Menschen besser verstehen lernen, eine ganz neue Welt erfahren. Dieses Experiment haben 13 BaE-Teilnehmende gemeinsam mit ihren Pädagoginnen gewagt und sind in die Welt der Nichtsehenden eingetaucht.
In Kleingruppen eingeteilt, jede geführt von einem sehbehinderten Guide, ging es für alle durch vier komplett abgedunkelte Erlebnisräume. Das Besondere daran: Man lernt den Guide vorher nicht kennen und weiß nicht wie er aussieht.
Um die Erfahrung unter realen Bedingungen machen zu können, werden im Vorhinein alle Handys ausgestellt, Uhren mit Leuchtziffern und andere Lichtquellen in der Tasche verstaut und Brillen sicher weggeschlossen. Nun begeben sich die Auszubildenden und die Pädagoginnen in eine ihnen bisher vollkommen fremde Welt – in absoluter Dunkelheit. Mit geschärften Sinnen tasten sie sich durch die Dunkelheit, überwinden Barrieren und nehmen abschließend einen Snack in der museumseigenen DunkelBar ein.
„Das Gefühl auf Hilfe angewiesen zu sein, jemandem zu vertrauen, den man nicht sehen kann und von dem man nicht weiß wie er aussieht, war die heftigste Erfahrung für mich“, berichtet einer der Auszubildenden anschließend.
„Dialog im Dunkeln“ basiert auf einer denkbar einfachen Idee, welche 1988 von Prof. Dr. Andreas Heinecke im Rahmen seiner Tätigkeit für die Stiftung Blindenanstalt Frankfurt entwickelt wurde. Eine Ausstellung in völliger Dunkelheit wird mit Düften, Tönen, Texturen und authentischen Requisiten als ein Park, eine Stadt oder eine Bar gestaltet. Kurz: Alltagssituationen ohne visuelle Komponenten.
Die Folge: Völlig vernachlässigte Wahrnehmungen werden wach, die Sinne werden geschärft, kaum beachtete Informationen komponieren eine nichtvisuelle Landkarte und befeuern die Phantasie der Besucher.
Das BaE-Team ist sehr dankbar für diese ungewöhnliche Erfahrung, die uns alle zum Nachdenken anregt und erlaubt, Verständnis und Toleranz gegenüber unseren nichtsehenden Mitmenschen zu fördern.
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