Wirtschaft integriert geht in Gießen in die dritte Projektphase

Gießen | Nach erfolgreichem Abschluss der Berufsorientierung BOplus und einer Einstiegsqualifizierung EQplus beginnt für die Teilnehmer von Wirtschaft integriert der letzte und entscheidende Schritt auf dem Weg in ein selbstständiges Leben in Deutschland.

Jungen Geflüchteten und Zuwanderern den Weg zu einem Berufsabschluss zu ermöglichen – dies ist das Ziel des Projektes Wirtschaft integriert. Mit dem landesweiten Projekt des Hessischen Wirtschaftsministeriums baut Hessen als bisher einziges Bundesland eine nahtlose Förderkette von der Berufsorientierung bis zum erfolgreichen Ausbildungsabschluss auf.

In Gießen wird Wirtschaft integriert gemeinsam vom Berufsbildungs- und Technologiezentrum Lahn-Dill [BTZ] der Handwerkskammer Wiesbaden und dem Bildungswerk der Hessischen Wirtschaft e. V. [BWHW] angeboten.

Gefördert und betreut werden die jungen Geflüchteten und Zuwanderer von einem Team aus Ausbilder, sozialpädagogischen Fachkräften und Lehrkräften. Mitarbeiter/-innen des BWHW und des BTZ arbeiten dabei eng zusammen.

Wirtschaft integriert besteht aus drei Projektbausteinen, die aufeinander aufbauen um einen leichten Übergang in eine Berufsausbildung zu ebnen.

Im ersten Projektbaustein, der BerufsorientierungBOplus, sammeln die Teilnehmer/-innen über etwa drei Monate praktische Erfahrungen in mindestens drei Berufsfeldern. Im BTZ in Wetzlar können die jungen Menschen Berufe des Handwerks kennenlernen. Zu den praktischen Erfahrungen erhalten die Teilnehmer/-innen berufsbezogene Sprachförderung, Lernunterstützung und sozialpädagogische Begleitung.

Während der darauf folgenden Einstiegsqualifizierung EQplus sammeln die Jugendlichen und jungen Erwachsenen erste Erfahrungen in einem Unternehmen und erhalten eine sozialversicherungspflichtige Praktikumsvergütung, die durch Jobcenter oder die Agentur für Arbeit erstattet wird. Betriebliche Ausbilder übernehmen die berufspraktische Qualifizierung. Fachkräfte des BWHW setzen die berufsbezogene Sprachförderung und die sozialpädagogische Begleitung fort.  

Nach erfolgreicher Vermittlung eines Ausbildungsplatzes schließt sich der dritte Projektbaustein, die Ausbildungsbegleitung ABplus an. Im Rahmen der Ausbildungsbegleitung ABplus werden Auszubildende mit erhöhtem Sprachförderbedarf und ihre Ausbildungsbetriebe durch Begleitung, Beratung und Förderung unterstützt. Die Ausbildungsbegleitung erfolgt dabei wohnort- und betriebsnah und steht grundsätzlich bis zum erfolgreichen Ausbildungsabschluss zur Verfügung.

Einer dieser Teilnehmer ist Amahadari Welday Mekonnen, der im Oktober 2016 mit Wirtschaft Integriert begonnen hat.

Amahadari kommt ursprünglich aus Eritrea und ist vor 2 Jahren alleine nach Deutschland gekommen. In Eritrea ist er 9 ½ Jahre zur Schule gegangen und dann geflüchtet. Bevor er in der BO+ in Wetzlar die Erfahrung als Metallbauer machte arbeitete er in der Gemeinde Ehringshausen 3 Monate als Landschaftsgärtner – in dieser Zeit lernte Amahadari in einem Deutschkurs die Sprache, aber auch zuhause ist er sehr fleißig dabei, deutsch zu lernen.

Mit der BOplus Maßnahme hat Amahadari im Oktober 2016 begonnen und war sich relativ schnell sicher, dass sein Ziel eine berufliche Ausbildung im Handwerk ist, damit er beruflich vorankommen kann. Die Ausbilder im BTZ und auch die Pädagogen sowie die Lehrkräfte des BWHW konnte er mit seiner ruhigen Art und seiner schnellen Auffassungsgabe von sich überzeugen.

Nach drei Monaten BerufsorientierungPlus begann er die EinstiegsqualifizierungPlus in der Metallbaufirma Marco Müller, Heuchelheim-Kinzenbach, gefördert durch das Jobcenter Gießen. Hier hatte er die Möglichkeit erhalten, sein handwerkliches Geschick zu zeigen mit der Chance, nach der Einstiegsqualifizierung eine Ausbildung beginnen zu können. Sein freundliches Wesen und seine hohe Motivation erleichterten ihm den Einstieg.

Da Amahadari während dieser Zeit den Betrieb mit seiner gewissenhaften Arbeitsweise und seiner schnellen Auffassungsgabe für sich gewinnen konnte, haben sie ihm eine Ausbildung zum Metallbauer, die er zu diesem Schuljahr beginnen konnte.

Unterstützung erhält er weiterhin von den Mitarbeiter/-innen des BWHW, welche ihm nicht nur Deutschunterricht geben, sondern mit denen er auch die Unterrichtsinhalte aus der Berufsschule wiederholen und verfestigen kann. Außerdem erhält er sozialpädagogische Betreuung und Unterstützung bei Alltagsangelegenheiten.

Amahadari ist mit der Arbeit sehr zufrieden und kommt auch in der Berufsschule gut mit. Bei den Lerninhalten wird er aktuell durch die AusbildungsbegleitungPlus ABPlus im Rahmen von Wirtschaft integriert unterstützt. Dies zeigte eine kürzlich in der Schule vorgetragene Präsentation mit dem Thema „Magnesium“, welche er mit der Sozialpädagogin und der Lehrkraft weitgehend selbständig vorbereitet hat. Er hofft, dass er die Ausbildung gut meistert, damit er in Deutschland von seinem Gehalt gut und sicher leben kann.

Wirtschaft integriert wird gefördert aus Mitteln des Landes Hessen, des Europäischen Sozialfonds, der Agenturen für Arbeit sowie der Jobcenter. Kooperationspartner sind die Regionaldirektion Hessen der Bundesagentur für Arbeit, der Hessische Handwerkstag und die Arbeitsgemeinschaft der Hessischen Industrie- und Handelskammern. Derzeit wird das Projekt an 18 Standorten in ganz Hessen, vorwiegend von den Bildungseinrichtungen des Handwerks, in Kooperation mit dem Bildungswerk der Hessischen Wirtschaft e. V. durchgeführt.

Das Hessische Wirtschaftsministerium unterstützt darüber hinaus Betriebe im Rahmen des vierten Projektbausteins durch eine Ausbildungsplatzförderung in Höhe von bis zu 4.000 Euro pro Ausbildungsplatz. Insgesamt können hessenweit bis zu 400 Ausbildungsplätze bezuschusst werden.

 

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