Markierungen (in) der Ausbildung

Rüsselsheim | Wie Opel im Ausbildungszentrum während der Pandemie ausbildet – ein Praktikumsbesuch.

Im Ausbildungszentrum von Opel werden auch während der Pandemie ca. 200 Auszubildende in den verschiedensten Berufen ausgebildet. Seit Oktober letzten Jahres auch in Kooperation mit dem Bildungswerk der Hessischen Wirtschaft e. V. im Rahmen des Projekts „Wirtschaft integriert“ im Baustein Einstiegsqualifizierungplus  (EQplus).

Eine EQplus ist ein einjähriges Vollzeitpraktikum, bei dem die Azubis durchschnittlich 3,5 Tage pro Woche bei Opel ausgebildet werden, den theoretischen Part übernimmt das Bildungswerk – und nicht, wie in der regulären Einstiegsqualifizierung, die Berufsschule. „Es hat etwas gedauert, bis alle wussten, dass die EQpluser nicht in die Berufsschule gehen,“ sagte Markus Tauer, Fachbereichsleiter in der Berufsausbildung und für die Maßnahme verantwortlich. Schulische Defizite werden durch Unterricht in den Fächern Deutsch, Mathe und Politik/Wirtschaft verringert. Aber auch das Führen des Berichtshefts wird geübt. Auftretende Probleme während der Ausbildung werden besprochen und im besten Falle gelöst. Zur Arbeit der Pädagogen gehört auch ein Praktikumsbesuch. Ich habe in meiner Eigenschaft als Pädagogin Opel im Januar besucht.

Auf dem Opel Campus fällt zunächst auf, dass es ein System gibt, wie die Mitarbeitenden das Gelände betreten dürfen. Überall auf dem Boden sind Klebestreifen angebracht, Markierungen, um ausreichenden Abstand zu gewährleisten. „Das ist unser neues Wegesystem, welches im Zuge der Verschärfung der Arbeitssicherheit umgesetzt wurde. Ich habe noch nie so viel geklebt, ich hatte nachher richtig Muskelkater, obwohl ich regelmäßig Sport treibe,“ erzählt Carsten Brust, Ausbildungsleiter bei Opel. „Als im März die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie losgingen, hatten wir schnell einen Plan entwickelt und umgesetzt, wie wir trotz aller Umstände weiter ausbilden können. Denn die Gesundheit unserer Auszubildenden hat natürlich oberste Priorität. Von einem Tag auf den anderen waren wir gezwungen, auf das Mobile Lernen umzusteigen, denn die Anzahl der Auszubildenden im Ausbildungszentrum musste verringert werden.“ Dies scheint gelungen, denn die Halle ist fast leer, nur vereinzelt stehen Menschen an Werkbänken. „Zur Zeit haben wir nur ca. ein Drittel der Azubis hier vor Ort. Und das sind hauptsächlich die, die bald in die Prüfung gehen. Die anderen sind zu Hause an ihren Laptops und haben Lernaufgaben zu bearbeiten.“ „Aber hat denn jeder Azubi einen Laptop?“, will ich wissen. „Das ist eine der wenigen guten Seite dieser Krise: Wir konnten den Azubis 150 Laptops zur Verfügung stellen."

Seit dem Lockdown im März hat sich die Ausbildung bei Opel also sehr verändert.

„Wie machen sich denn unsere Teilnehmenden?“, frage ich. Die Entwicklung sei bei allen Teilnehmenden gut. „Jedoch haben viele Bewerber nur unscharfe Vorstellungen über die Ausbildungsberufe bei Opel“, betonte Carsten Brust. Vor allem der Ausbildungsberuf des Kfz-Mechatronikers sei sehr gefragt, aber „wir bei Opel reparieren keine Autos“.
Die Einstiegsqualifizierung hilft manchen somit bei der Entscheidung für oder auch gegen einen konkreten Ausbildungsberuf bei Opel. „Schließlich entscheidet man sich für einen Beruf, den man vermutlich in den kommenden Jahrzehnten bis zur Rente ausüben wird“.

„Die Laptops werden bleiben, das sind sicherlich Errungenschaften, die uns auch nach der Pandemie noch begleiten werden“, sagt Carsten Brust. „Uns gehen allerdings bald die theoretischen Aufgaben aus. Ich hoffe also, dass sich die Lage bald wieder normalisiert."

Auch die Markierungen ließen sich nur wieder schwer entfernen.

Das Bildungswerk sowie der Kooperationspartner Opel sind sehr erfreut über die Kooperation und möchten jedes Jahr zehn Teilnehmende in EQplus aufnehmen.

Christiane Wick, Bildungswerk der Hessischen Wirtschaft e. V.

Fragen zur Einstiegsqualifizierungplus von „Wirtschaft integriert“ an:
Frau Wick
Bildungswerk der Hessischen Wirtschaft e.V.
Eisenstraße 48a, 65428 Rüsselsheim
Tel: 06241 60336-13

Wirtschaft integriert ist ein Projekt des Hessischen Ministeriums für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen. Es wird gefördert aus Mitteln des Landes Hessen, des Europäischen Sozialfonds [ESF], den Agenturen für Arbeit sowie den Jobcentern. Kooperationspartner sind die Regionaldirektion Hessen der Bundesagentur für Arbeit, der Hessische Handwerkstag und die Arbeitsgemeinschaft der Hessischen Industrie- und Handelskammern. Das BWHW koordiniert das Projekt Wirtschaft integriert und arbeitet bei der Durchführung mit den beteiligten Bildungseinrichtungen zusammen.

www.wirtschaft-integriert.de

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