Bensheim, 26. Februar. Ein ungewohnter Anblick. Auf den Fluren tummeln sich Unternehmensvertreter, Kooperationspartner, Auftraggeber, Projektteilnehmende und Mitarbeitende. An weiß gedeckten Stehtischen sind Menschen jedweden Alters und Herkunft im Austausch, die Stimmung ist spürbar locker und das Ambiente gemütlich bis stilvoll: Das Bildungswerk Bensheim hat zum Tag der Projekte geladen.

„Wir stellen hier die Ausbildung zum Feinwerkmechaniker vor“, sagt Michael Firnkes von der Firma Massoth und zeigt auf verschiedene Metallkomponenten, die an seinem Stand gelagert sind. Das Bürstädter Unternehmen hat aktuell einen Auszubildenden des Projektes „Wirtschaft Integriert“ und will den Tag nutzen, um weitere Interessenten zu gewinnen. Im Raum gegenüber präsentieren Geflüchtete ihr Ausbildungsunternehmen und erzählen, wie ihr Tagesgeschäft in Berufen wie dem Kfz-Mechatroniker oder im Gartenbau aussieht.

„Sind das nicht vier?“, antwortet Oliver Nüchter vom Bildungswerk auf die Quizfrage, wie viele Zitzen ein Kuheuter habe. Etwas zögerlich, aber korrekt: da er die meisten der insgesamt 49 Fragen des Aufnahmetests richtig beantwortete, qualifizierte er sich für eine Berufsausbildung in einer außerbetrieblichen Einrichtung, kurz: BaE. Die jugendlichen Teilnehmenden des gleichnamigen Projektes freuten sich, wenn sie Freiwillige für ihren Allgemeinbildungstest gewinnen und öffentlich mit Fragen von Biologie, Politik und Wirtschaft bis hin zu Grammatik und Mathematik löchern konnten. War eine Antwort falsch, insbesondere bei Regional- oder Teamleitern, hat man das dank hämischem Grinsen schnell verstanden.

Die anderen Projekte im Haus hatten ebenfalls kreative Ideen. So lehrten Projektteilnehmende von Neustart Besuchern deren eigenen Namen auf Arabisch, Farsi, Tigrinja und Russisch zu schreiben. Beim Projekt „Teilqualifizierung plus“ ließ sich ein Supermarkteinkauf simulieren, samt realer Kasse, Verkaufspersonal und mit Waren gefüllten Regalen. „Start Now“ war kulinarisch zu Gange und versorgte Gäste mit ausgewählten Gerichten ägyptischer Küche. Ein Highlight des Tages war die Verlosung eines Fahrrades, das zuvor von der hauseigenen Fahrradwerkstatt rundum erneuert wurde. Um in die Auswahl zu kommen, musste man eine Schnitzeljagd erfolgreich durchlaufen und das Lösungswort herausfinden. Die Gewinnerin kam gerade erst vor zwei Monaten aus Äthiopien nach Deutschland und kann noch nicht Fahrradfahren, hat jetzt aber den besten Anreiz es zu lernen. Unterstützung vom Bildungswerk wurde ihr bereits angeboten.

Der Hintergedanke der Veranstaltung, die Projekte des Standortes nach innen und außen bekannter zu machen, ist sehr gut aufgegangen, die vielen Gespräche und die hohe Besucherzahl sprechen für sich. Entsprechend zufrieden zeigen sich die Veranstalter: „Der Tag kann als voller Erfolg betrachtet werden, unsere Mitarbeitenden und das Orga-Team haben überragende Arbeit geleistet“, sagt Teamleiter Norbert Schultze, der von Kooperationspartnern und Auftraggebern wie dem Jobcenter Neue Wege oder der Arbeitsagentur ausschließlich positives Feedback erhielt. Der Tag der Projekte hat dieses Jahr zum ersten Mal stattgefunden. Wie Schultze versichert, war es nicht das letzte Mal.