„Werkstatt Zukunft U25“ beteiligt sich an Wettbewerb der Lebenshilfe e. V.

 

2017 startete die Bundesvereinigung Lebenshilfe e.V. einen bundesweiten Kreativ-Wettbewerb zum Thema „Teilhabe statt Ausgrenzung“. Dazu könnten auch die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Projektes „Werkstatt Zukunft U25“ über ihre ganz unterschiedlichen Erfahrungen berichten, aber die richtigen Worte zu finden fällt oftmals schwer. Aus diesem Grund wurde der Aufruf der Lebenshilfe, sich mit dem Thema mal „Ganz Plastisch“ zu beschäftigen von den Teilnehmenden sehr gern aufgegriffen.
Fast Jede und Jeder kennt Ausgrenzung, die immer wieder schmerzhaft ist und persönlich trifft. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Projekt „Werkstatt Zukunft U25“ haben sehr unterschiedliche Biografien, sie verfügen über unterschiedliche kognitive und motorische Fähigkeiten und Fertigkeiten. Was sie miteinander verbindet, sind Erfahrungen mit Ausgrenzung, die sie in ihrem persönlichen, schulischen und beruflichen Umfeld erlebt haben. Es ist die gemeinsame Wahrnehmung, nicht in der Lage zu sein das eigene Leben, privat und beruflich, positiv gestalten zu können. Es ist die Erfahrung, immer wieder mit dem Vorwurf konfrontiert zu werden, nichts leisten zu können.
Wir tragen wohl alle den Traum von der umfassenden Teilhabe an einem schönen Leben mit uns. „Mittendrin sein“ zu wollen und doch immer wieder auch „außen vor“ zu sein - das prägt den Alltag der Teilnehmenden am Werkstattprojekt.
 
Der Ansatz bei „Werkstatt Zukunft U25“ stellt Ressourcen und Wachstumspotentiale der jungen Menschen in den Mittelpunkt. Biografisch erworbene Ressourcen bewusst und vor allem nutzbar zu machen, die Handlungsspielräume im eigenen Leben zu erkennen, Krisen als Herausforderung und Lernchancen zu begreifen und gemeinsames im individuellen zu entdecken, ist Ziel der pädagogischen Arbeit. Unter diesem Gesichtspunkt stellte die Teilnahme am Wettbewerb und die Erarbeitung des Objektes „Bunte Fische“ eine neue Erfahrung für die Teilnehmenden dar. Der Entstehungsprozess wurde nicht nur von den kreativen Gedanken und der künstlerischen Umsetzung geprägt, es fanden auch zahlreiche Gespräche zum Thema „Teilhabe statt Ausgrenzung“ statt.
Ein wesentlicher Grundgedanke des Projekts „Bunte Fische“ war es Materialien zu verwenden, die wenig beziehungsweise nichts kosten, wie Maschendraht, alte Zeitungen, Leim, Farben, verschiedene Dekorationselemente und einen alten Kleiderständer. Ziel war es weiterhin das Objekt sowohl in individueller Einzelarbeit als auch im Team zu realisieren und zu einem Gesamtkunstwerk zusammenzuführen. Ergänzt wurde der Prozess der Entstehung mit einer Projektbeschreibung. Die Eindrücke, die die Teilnehmer/Innen im gesamten Entstehungsprozess des Objektes gesammelt und erfahren haben, sind von ihnen formuliert wurden.
 

Bunte Fische............                                 

-Bunte Fische, bunte Menschen, bunte Persönlichkeiten-

Mit unserem Projekt „Bunte Fische“ wollen wir anderen Menschen zeigen, dass die „Werkstatt Zukunft U25“ in Dieburg auf jede Teilnehmerin und jeden Teilnehmer individuell eingeht. Jede und jeder Einzelne für sich ist, so bunt und so unterschiedlich wie unsere selbst gestalteten Fische.
Es ist einfach schön zu wissen und zu spüren, dass wir hier als Individuum gesehen werden, mit unseren Schwächen aber vor allem auch mit unseren Stärken. Leider ist dies in unserer Gesellschaft heutzutage nicht immer selbstverständlich, wie wir mit unseren jungen Jahren bereits erleben mussten. Wir haben sehr unterschiedliche Erfahrungen von Ausgrenzung gespürt, z.B. Mobbing in der Schule.
Hier, im Projekt, lernen wir unter anderem, dass „Anders“ sein zu unseren Besten bzw. für unsere Zukunft zu nutzen. Natürlich ist das ein Lernprozess, bei dem wir von unseren Pädagogen begleitet werden. Ganz oben auf unserem Stundenplan steht Selbstakzeptanz. 
 
Wir sind anders, wir sind bunt, wir sind wertvoll! Ja wir wurden, aber wir haben uns auch selbst oftmals ausgebremst, dadurch ist unser Selbstvertrauen verblasst. Viele von uns haben sich zurückgezogen und sich immer wieder eingeredet: „Ich kann nichts, ich bin nichts wert!“.
 
Jetzt ist es anders. Vor allem bei der Gestaltung unserer Fische haben wir neue positive Erfahrungen gemacht. Wir sitzen gemeinsam am Tisch. Wir reden miteinander, wir lernen uns kennen und erfahren: „Ich bin mit meinen Ängsten, mit meinen schlechten Erfahrungen, nicht allein. Auch die anderen haben teilweise genau dasselbe erlebt.“ Wir helfen uns gegenseitig, weil wir die Stärken des Anderen kennenlernen. Wir tauschen unsere kreativen Gedanken miteinander aus und erklären, was wir damit ausdrücken wollen. Und das wichtigste, wir haben Spaß an der Gestaltung des Projektes, so entsteht ein Glanz in unseren Augen und eine neue positive Energie.
Neue positive Energie vertreibt Angst und Zweifel und formt neues Selbstbewusstsein.
Im Projekt „Werkstatt Zukunft U25“ kann jede und jeder seine Stärken entdecken, Struktur in sein Leben bringen und somit wieder optimistischer in die Zukunft blicken.
Das Gute daran ist, die Ziele, manchmal auch kleine, werden von uns selbst erarbeitet. Endlich fühlen wir uns wieder gebraucht und sehen Erfolge. Wir sehen jetzt unsere früheren Misserfolge nicht mehr als Ende an, sondern als neuen Anfang. Unterstützung und Antrieb finden wir bei unseren Pädagogen. Sie achten darauf, dass wir uns nicht überfordern und dass wir nicht überfordert werden.
Im Vordergrund stehen wir!
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer von „Werkstatt Zukunft U25“
 
Der Erstehungsprozess des Objektes führte auch zu einem Erkenntnisgewinn für die Pädagogen.
Die Erarbeitung hatte eine positive Wirkung auf die kognitiven, affektiven und motorischen Faktoren der Teilnehmenden.
Bei den kognitiven Merkmalen wurde eine deutliche Steigerung bei der Arbeitsplanung, Aufmerksamkeit, Konzentration und Vorstellung (kreatives Denken und Gestalten) beobachtet.
Die sozialen Merkmale waren gekennzeichnet von positiven Erfahrungen in der Teamarbeit, der Entwicklung von Führungsfähigkeit, einer Steigerung der Kontaktfähigkeit, aber auch einer Steigerung von Kritisierbarkeit und Kritikfähigkeit.
Bei den Merkmalen zur Art der Arbeitsausführung konnten die Steigerung der Mißerfolgstoleranz, der Sorgfalt, der Verantwortung sowie die Steigerung von Ausdauer und Motivation durch Spaß am gemeinsamen Objekt beobachtet werden.
Gefördert wurden auch die Kulturtechniken, z.B. durch die gemeinsame Erarbeitung, das Schreiben und Layouten einer Projektbeschreibung.
Beeindruckend war es weiterhin die teilweise hohen Fähigkeiten und Fertigkeiten in der Feinmotorik und das handwerkliche Geschick zu beobachten. 
 
Fazit: Die Beteiligung am Wettbewerb "Ganz plastisch“ war ein Gewinn! Ein Gewinn an Spaß im Team zu arbeiten, sich auszutauschen, mehr Wissen über künstlerische und/oder handwerkliche Techniken zu erwerben, neue Gedanken zum Thema „Teilhabe statt Ausgrenzung“ zu erschließen und diese für die eigene Lebenswelt nutzbar zu machen.
 
Und wie geht es jetzt weiter? Nach Informationen der Lebenshilfe e.V. wurden 420 (!) Objekte eingereicht, allesamt mit so viel Fantasie, Sorgfalt und Ausdruckskraft. Am 3. Juli trifft sich eine Jury. Sie wird die fünf „Nominierten“ auswählen, d.h. die fünf Kreativen oder Kreativ-Teams, die zur Preisverleihung am 28. September 2018 nach Berlin eingeladen werden und deren Werke dort (in natura) ausgestellt werden.
Alle 420 eingereichten Wettbewerbsbeiträge werden in einem Digitalen Ausstellungskatalog präsentiert.
Nun heißt es Daumendrücken!
Jens Feuerhack
 

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