Marburg | Der Sonderbeauftragte des Bundes [BMAS] für die Einheitlichen Ansprechstellen für Arbeitgeber [EAA], Herr Martin Weiland, besuchte die EAA des Bildungswerkes der Hessischen Wirtschaft e. V. [BWHW] in Marburg, um sich aus erster Hand über die erfolgreiche Arbeit der EAA in Hessen zu informieren. Marburg, repräsentativ für Hessen, stellt dabei Herrn Weilands fünfte Station auf seiner aktuellen Bereisung der Bundesländer dar.

Die EAA gem. § 185a SGB IX informieren, beraten und unterstützen Unternehmen bei allen Fragen rund um Einstellung, Ausbildung und Beschäftigung von schwerbehinderten Menschen. Dabei kooperieren die EAA eng mit dem LWV Hessen Integrationsamt, den Agenturen für Arbeit, den Jobcentern, den Renten- und Unfallversicherungsträgern sowie den Integrationsfachdiensten. Im Sinne einer Lotsenfunktion bieten die Einheitlichen Ansprechstellen für Arbeitgeber arbeitgeberorientierte Beratungsangebote. Die EAA-Fachberater/-innen zeigen Fördermöglichkeiten auf, unterstützen konkret bei deren Beantragung und verweisen auf die speziellen Angebote der Agenturen für Arbeit, des Integrationsamtes, der Integrationsfachdienste und weiterer relevanter Institutionen. Finanziert werden die EAA aus Mitteln der Ausgleichsabgabe. In den 26 hessischen Gebietskörperschaften teilen sich die Träger der Integrationsfachdienste [IFD] sowie das BWHW und das Bildungswerk der Nordhessischen Wirtschaft gGmbH [BWNW] die Trägerschaft der EAA-Stellen.

Erfolgreiche Vermittlung im Landkreis Marburg-Biedenkopf

EAA-Fachberater Kilian Ehrlich vom Bildungswerk der Hessischen Wirtschaft e.V. stellte bei dieser Gelegenheit seine bisherigen Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit den Unternehmen im Landkreis Marburg-Biedenkopf vor. Im Fokus stand dabei die aktive Arbeitgeberberatung, die Lotsenfunktion der EAA sowie die Unterstützung der Arbeitgeber rund um die Ausbildung und Beschäftigung von Menschen mit Schwerbehinderung und darüber hinaus.

Unterstützt wurde er dabei von Herrn Reiner Becker, Geschäftsführer der Justus Becker GmbH in Weimar-Niederwalgern, sowie seinem neuen Arbeitnehmer Maximilian Vatter, der im Rahmen einer begleitenden Beratung durch Herrn Ehrlich von Herrn Becker eingestellt wurde und den Betrieb seither mit seiner sehr guten Mitarbeit bereichert. Herr Vatter, der im Dezember 2022 ein zweiwöchiges Praktikum im Unternehmen absolvierte, hatte sich auf eine ausgeschriebene Stelle in der Sachbearbeitung beworben. Trotz sehr guter Leistung im Praktikum konnte er jedoch die zu besetzende Stelle, welche u. a. Einsätze in zwei Standorten erfordert hätte, aufgrund seiner Beeinträchtigung nicht voll ausfüllen. „Ich hatte zunächst Vorbehalte, ob das alles klappen kann und wusste nicht was auf mich als Arbeitgeber konkret zukommt. Ohne die EAA hätte ich mich mit diesem Themengebiet nicht beschäftigt, es fehlt an Zeit“, berichtete Herr Becker.

Herr Ehrlich habe ihn informiert und während der Praktikumsphase zu möglichen Förderleistungen bei einer Einstellung eines Menschen mit Schwerbehinderung beraten. Damit habe er ihm neue Verfahren aufgezeigt, die es ermöglichten den Arbeitsplatz passgenau für Herrn Vatter zu gestalten. In der Folge habe der EAA-Fachberater aus Marburg den Einstellungsprozess beratend begleitet und unterstützte u. a. bei der Beantragung von Förderleistungen.

Erste Zwischenbilanz: EAA-Fachberatung für 44 Arbeitgeber

„Durch eine intensive Beteiligung der Agentur für Arbeit an den Lohnkosten der ersten zwei Beschäftigungsjahre, der vollen Finanzierung der Arbeitsplatzausstattung sowie Prämienzahlungen aus dem „Hessischen Perspektivprogramm zur Verbesserung der Arbeitsmarktchancen schwerbehinderter Menschen“ [HePAS] des LWV Hessen Integrationsamtes konnte die Firma Justus Becker GmbH somit auf verschiedenen Ebenen gefördert werden. Dadurch war Herr Becker in der Lage, den Arbeitsplatz von Herrn Vatter den erforderlichen Bedingungen entsprechend umzugestalten“, so beschreibt Herr Ehrlich die konkreten Ergebnisse der gemeinsamen Antragsstellungen. „Wir sind dankbar für die Unterstützung und die Informationen, die uns Herr Ehrlich gegeben hat. So konnten wir die Einstellung möglich machen und mit Herrn Vatter einen engagierten und gut qualifizierten Mitarbeiter für uns gewinnen. Die Zusammenarbeit war stets angenehm und hat Spaß gemacht“, so Herr Becker in seinem Bericht über die Unterstützung durch die EAA in Marburg-Biedenkopf.

Allein in Marburg-Biedenkopf wurden seit September vergangenen Jahres 44 Arbeitgeber durch Herrn Ehrlich beraten und unterstützt. Im Zuge dieser Unterstützung konnten bereits 9 Arbeitsplätze mit schwerbehinderten Menschen besetzt werden.

„Die EAA sind augenblicklich ein sehr wichtiges Thema“

Nach dem vorgestellten Praxisbeispiel gaben Herr Rolf Matthé [HSMI] sowie Herr Thomas Niermann [Integrationsamt Hessen] Einblicke in die Überlegungen des Landes zur Zukunft und weiteren Gestaltung der EAA in Hessen. „Klar ist, das Wissen fehlt noch immer in einigen Unternehmen.“ So äußerte sich Herr Niermann zur Situation vieler Arbeitgeber, die noch keine oder geringe Erfahrungen in der Beschäftigung von Menschen mit Schwerbehinderung gemacht haben. Eine aktive Arbeitgeberberatung auf regionaler Ebene durch die EAA habe daher eine hohe Relevanz.

In der Folge berichtete der Sonderbeauftrage des Bundes, Herr Martin Weiland, von seinen bisherigen Erfahrungen im Rahmen seiner Länderbereisung. „Die EAA sind augenblicklich ein sehr wichtiges Thema […] für einige Bundesländer ist die Thematik komplett neu.“ Eine „klare Arbeitgeberorientierung“ und eine „enge Zusammenarbeit“ mit den Jobcentern und Agenturen für Arbeit seien nun in den einzelnen Bundesländern und Landkreisen sehr wichtig, um Unternehmen auf dem Weg bis hin zu einer Einstellung von Menschen mit Behinderung zu unterstützen.

In einem sehr offenen und regen Austausch, an welchem auch weitere EAA-Fachberater/-innen aus Hessen [IFD und BWHW/BWNW] beteiligt waren, konnten sich abschließend alle Beteiligten über die bisherigen Erfahrungen sowie die Möglichkeiten zur Weiterentwicklung der EAA-Arbeit austauschen. Für Herrn Weiland sei seine Aufgabe als Sonderbeauftragter der EAA eine „Herzensangelegenheit“, resümierte er. Man spüre deutlich, dass die EAA gut angelaufen seien und von den EAA-Fachberater/-innen in Hessen engagiert und mit sichtbarem Erfolg betrieben werde.