Alsfeld | Abdiaziz Omar Abdi war 17 Jahre alt, als er 2019 nach seiner Flucht aus Somalia in Deutschland ankam. Noch im selben Jahr besuchte er die Vogelsbergschule in Lauterbach und schloss 2021 den Schulbesuch mit dem Hauptschulabschluss ab. Sein gutes Zeugnis ermöglichte ihm einen Ausbildungsplatz zum Elektroniker für Geräte und Systeme bei der Karl Alfons Gass GmbH & Co.KG. Um den Anforderungen der Berufsschule besser gerecht zu werden, entschloss er sich an ABplus teilzunehmen.

Zamin Najafi hat als Kind mit seinen Eltern Afghanistan verlassen und lebte seitdem im Iran. Dort konnte er die Schule nur sechs Jahre lang besuchen. Deshalb ging er zur Abendschule um sich weiterzubilden, bevor er als Schuhmacher arbeitete. 2015 hat er mit seiner Frau und den vier Kindern den Iran verlassen und ist nach Deutschland gekommen. Dort hat Zamin einen Sprachkurs besucht und den Hauptschulabschluss gemacht.

Als er Michael Geisel, den Verantwortlichen für Ausbildung bei der PF-Schweißtechnologie GmbH in Alsfeld, nach einer Lehrstelle als Elektroniker für Geräte und Systeme fragte, hat ihm dieser zur Auflage gemacht erst besser Deutsch zu lernen. Daraufhin hat Zamin die Abendschule für Erwachsene besucht und seinen Realschulabschluss nachgeholt. Herr Geisel hielt Wort und stellte ihn als Auszubildenden zum Elektroniker für Geräte und Systeme ein. Da Zamin seine Sprachkompetenzen noch weiter verbessern wollte, meldete er sich bei Wirtschaft intergiert, ABplus an.

Bei Wirtschaft integriert trafen sich Zamin Najafi und der halb so alte Abdiaziz Omar Abdi wieder. Beide kannten sich bereits aus der Berufsschule, wo sie gemeinsam die Klasse der Elektroniker besuchten. Abdiaziz und Zamin pushten und unterstützten sich von nun an gegenseitig in der Max-Eyth-Schule und im Bildungswerk in Alsfeld und kämpften um gute und sehr gute Noten. Gemeinsame Projektarbeiten stärkten ihr Zusammengehörigkeitsgefühl, und zusammen mit ihrem Dozenten Philip Binner bildeten sie eine eingeschworene Gemeinschaft. Herr Binner unterstützte die Teilnehmer nicht nur fachlich, sondern arbeitete mit ihnen auch daran ihre bestehenden Sprachbarrieren abzubauen, um sie gezielt auf ihre Abschlussprüfung Teil 1 vorzubereiten.

Nachdem diese erfolgreich absolviert war, reifte zu Beginn des 3. Ausbildungsjahres bei beiden Teilnehmern der Entschluss heran, die Abschlussprüfung Teil 2 um ein halbes Jahr vorzuziehen. Da die Leistungen in der Berufsschule und in den Betrieben gut bis sehr gut waren, erhielten sie dafür die notwendige Zustimmung von Betrieb und Berufsschule.

Eine sehr intensive Phase der Vorbereitung auf die Prüfung begann. Akribisch wurden die einzelnen Themenbereiche besprochen und geübt. Die Teilnehmer setzten dabei immer wieder die zu behandelnden Themenschwerpunkte selbst und nutzten auch das Angebot von ABplus an einer Prüfungssimulation teilzunehmen, um sich optimal auf ihre Abschlussprüfung vorzubereiten.

Alle Mühe zahlte sich am Ende aus. Abdiaziz Omar Abdi erreichte das Gesamtergebnis von 76 Prozent der möglichen Punktzahl auf seinem Prüfungszeugnis und bekam auf Grund seiner guten Berufsschulnoten den Realschulabschluss zuerkannt.

„Wirtschaft integriert hat mich großartig unterstützt. Herr Binner hat mir sehr beim Erlernen der Ausbildungsinhalte geholfen und sein Kollege Herr Chemnitz stand mir als Betreuer bei privaten Anliegen, wie zum Beispiel bei Anträgen zum Aufenthalt oder zur Sicherung des Lebensunterhaltes, zur Seite“, sagt Abdiaziz Omar Abdi.

Zamin Najafi erreichte sogar 81 Prozent der möglichen Punkte als Gesamtprüfungsergebnis. Sein Klassenlehrer, Thomas Prang, stellte heraus, dass Zamin als erster seiner Azubis im A-Teil der Funktions- und Systemanalyse alle 25 Fragen richtig beantwortet hat.

„Wirtschaft integriert  hat uns beim Erlernen unseres Berufs unterstützt und maßgeblich dazu beigetragen unsere Ausbildung vorzeitig mit einem guten Ergebnis abzuschließen“, freuen sich Zamin Najafi und Abdiaziz Omar Abdi.

Schön zu sehen, dass mit dem Berufsabschluss der beiden ein weiteres Kapitel der Erfolgsgeschichte Wirtschaft integriert  hinzugefügt werden konnte.

Das Projekt Wirtschaft integriert wird gefördert aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds, des Landes Hessen, der Agenturen für Arbeit sowie der Jobcenter mit Unterstützung der Bildungseinrichtungen des Handwerks.