Mit Mut und Engagement: Trotz Handicap steht Sven Schrödel fest im Berufsleben

Artikel und Foto von Harry Wagner | Erschienen in der Fuldaer Zeitung | 15.05.2022

 

Fulda | Sven Schrödel ist zuständig für die Kommissionierung. Er sucht die passenden Stücke aus dem Bestand und stellt sie zu einem versandfertigen Auftrag zusammen. Sein Arbeitgeber freut sich, mit ihm einen zuverlässigen und gewissenhaften Beschäftigten gefunden zu haben. Der Weg nach Gruben im Hünfelder Land verlief allerdings nicht über den herkömmlichen Stellenmarkt.

Hünfeld: Gelungene Inklusion - Sven Schrödel steht trotz Handicap mitten im Leben

Denn Sven Schrödel leidet unter einem Handicap, hat Defizite im kognitiven Bereich. In Arbeit brachte ihn die Arbeitsagentur Fulda-Bad Hersfeld über ihre Maßnahme „Unterstützte Beschäftigung“, die in Verbindung mit dem Bildungswerk der Hessischen Wirtschaft den jungen Mann aus Blankenau bei Hosenfeld in seinem 24-monatigen Praktikum begleitete.

In diesen zwei Jahren – unterteilt in Einstiegsphase, Qualifizierungsphase und Stabilisierungsphase – wurden die Voraussetzungen geschaffen, dass er nunmehr beim Stahlmarkt Siebert eine dauerhafte sozialversicherungspflichtige Arbeit hat. Dieses gelungene Beispiel an Inklusion ist für alle eine Win-Win-Situation. (Lesen Sie hier: Jobsuche für Behinderte in Pandemie verschlechtert)

Arbeitskräfte durch Inklusion gewinnen

Für Sven Schrödel, dessen gesetzlich verbrieftes Recht auf Teilhabe mit Inhalt gefüllt wird. Für die Arbeitsagentur, deren Chef Waldemar Dombrowski stolz auf die Zahlen in der Statistik verweist: „Im April 2019 hatten wir 601 schwerbehinderte Arbeitslose. Im April 2022 waren es nur noch 552. Das ist ein bemerkenswerter Rückgang.“

Für das Unternehmen, das händeringend nach Arbeitskräften auf dem Stellenmarkt sucht, dort aber immer seltener fündig wird und deshalb bereit ist, das Potenzial zu nutzen, das in der Inklusion schlummern kann. „Natürlich weiß man vorher nicht, ob es funktioniert. Aber bevor man am Ende die Möglichkeit verschenkt, eine gute Arbeitskraft zu gewinnen, sollte man es probieren. Bei Sven ist es schön zu sehen, wie er sich entwickelt hat“, sagt Dietmar Bäuml, Mitglied der Geschäftsleitung bei Stahl Siebert.

Für Unternehmen gehört Mut und Engagement dazu

Sven Schrödel hat nicht nur keine Angst, sich die Hände schmutzig zu machen. Er besitzt auch den Überblick. Wenn zuvor unbearbeitete Metallelemente vom Verzinken zurück auf den Hof kommen, weiß er genau, wohin sie gehören und sorgt dafür, dass es keine Verwechslungen gibt. „Es kann nicht jeder am PC sitzen, wir brauchen in unserer Branche auch Leute, die anpacken“, betont Bäumls Kollege aus der Geschäftsleitung, René Siebert.

Arbeitsagentur-Chef Dombrowski freut sich, dass der Stahlmarkt Siebert dem jungen Blankenauer, der sich zur Fachkraft für Metallverarbeitung hat ausbilden lassen, eine Chance gegeben hat: „Für ein Unternehmen gehört da auch Mut und Engagement dazu.“ Siebert beschäftigt noch einen zweiten Absolventen aus der Qualifizierungsmaßnahme „Unterstützte Beschäftigung“, während der man vier Wochentage beim Arbeitgeber und einen beim Bildungswerk verbringt.

Ziel: Menschen integrieren, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen

Dort kümmert sich die Sozialpädagogin Kirsten Mehlhorn als Projektleiterin um ihre Schützlinge. Das Ziel: Noch mehr Menschen mit Behinderung die berufliche Teilhabe zu ermöglichen. Oder, wie es Dombrowski formuliert: Menschen zu integrieren, die nicht immer auf der Sonnenseite des Lebens stehen.

Sven Schrödel ist froh, dass es so gelaufen ist. „Ich bin sehr zufrieden mit meiner Arbeit“ sagt er. Seine Eltern helfen nach Kräften mit. Weil der junge Mann keinen Führerschein besitzt, bringen sie ihn nach Hünfeld zur Arbeit und holen ihn auch wieder ab. Das sind 200 Kilometer täglich.

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