Nach Krankheit: Wie älteren Menschen der berufliche Neustart gelingt

Montabaur | Wenn Menschen mit 50 oder 60 Jahren ihren Beruf aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr machen können, ist es oft sehr schwer für sie, einen neuen Beruf zu finden. Manchmal sind Unternehmen skeptisch und wollen keine älteren Menschen mit Vorerkrankungen einstellen. Oft wissen die Menschen selbst auch gar nicht, welche beruflichen Talente noch in ihnen stecken. An der Stelle kommen wir, das Bildungswerk der Hessischen Wirtschaft, ins Spiel. Wir helfen älteren Menschen unter anderem im Westerwald bei einem beruflichen Neuanfang. Wie das klappt, hat sich der Reporter Christoph Bröder als SWR-Reporter angeschaut.

Artur Bubolz steht an seiner Werkbank und bearbeitet mit einem Schleifgerät ein kleines Metallteil. Der 54-Jährige hat fast 30 Jahre lang als Steinmetz gearbeitet. Dann musste er an der Hüfte operiert werden, war lange krankgeschrieben und anschließend auf der Suche nach einem neuen Beruf.

Durch die Unterstützung des Bildungswerks der Hessischen Wirtschaft arbeitet er jetzt bei der Maschinenbau-Firma VWH in Herschbach im Oberwesterwald. Artur Bubolz ist froh, dass er wieder Arbeit hat. "Ich habe hier Bewegung und Gesellschaft, das ist viel besser, als zuhause rumzusitzen." Dort sei ihm die Decke auf den Kopf gefallen, das sei auch psychisch nicht gut für ihn gewesen.

Thomas Sturm, Geschäftsführender Gesellschafter der Firma VWH, ist sehr zufrieden mit Artur Bubolz. "Er wollte arbeiten und war von Anfang an interessiert und begeistert. Er hat umgesetzt, was man ihm gezeigt hat und nachgefragt, wenn er etwas nicht wusste." Deshalb sei es leichtgefallen, ihn in der Firma zu integrieren. Thomas Sturm würde jederzeit weitere ältere Menschen einstellen, es hänge aber auch immer von der Person ab.

Im Schulungsraum des Bildungswerks der Hessischen Wirtschaft in Montabaur sitzt Michael Hinz an einem Laptop. Er lernt hier etwa Grundkenntnisse verschiedener Computerprogramme. Der 57-Jährige hat 40 Jahre lang als Maurer und Betonbauer gearbeitet.

Nach einer Corona-Impfung habe er Rheuma bekommen, seitdem könne er diesen Beruf nicht mehr machen. "Ich hatte schlaflose Nächte und wusste nicht, wie es weitergehen soll", erzählt der Westerwälder. Einen kranken und alten Mann wolle niemand mehr einstellen. Durch die Unterstützung des Bildungswerks der Hessischen Wirtschaft hat er jetzt wieder eine Perspektive. Nachdem er dort bereits mehrere Praktika gemacht hat, kann er bald in Vollzeit bei einem Landmaschinen-Vertrieb als Lagerist anfangen. "Ich bin glücklich über diese Chance", sagt Michael Hinz.

 

Diese neue Chance verdanken Michael Hinz und Artur Bubolz dem Team vom Bildungswerk der Hessischen Wirtschaft. Der Verein hilft Menschen nach einer Krankheit dabei einen neuen Beruf zu finden. Berufliche Rehabilitation nennt sich das. Neun Monate lang kommen bis zu acht Menschen beim Bildungswerk in einem Kurs zusammen und bekommen jede Unterstützung, die sie brauchen.

"Wir besorgen den Menschen zum Beispiel einen Praktikumsplatz oder helfen ihnen mit den nötigen Anträgen", erklärt Peter Bill vom Bildungswerk. Ein ehemaliger Lagermitarbeiter sei so schon zum Versicherungsvertreter geworden. Oder eine ehemalige Drogistin zur Reisekauffrau.

"Viele Arbeitgeber sind positiv überrascht von den Menschen, die wir ihnen als neue Mitarbeiter vermitteln", so Bill. Im letzten Kurs habe er fünf Menschen gehabt, die er alle in einen neuen Beruf vermitteln konnte. Peter Bill brennt für seinen Beruf, das merkt man ihm sofort an. Er will den Menschen wirklich helfen. Sein Motto lautet deshalb: "Jedes Schicksal zählt."

Den Beitrag von Christoph Röder können Sie auf der SWR Seite unter Nach Krankheit: Wie älteren Menschen der berufliche Neustart gelingt - SWR Aktuell verfolgen.

Zudem ist auch ein Film in der Landesschau Rheinland-Pfalz darüber zu sehen und kann unter folgendem Link angeschaut werden.

 

 

 

 

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