„Wirtschaft integriert“ – und Frauen entdecken ihren Beruf
Frankfurt, 11.03.2020 I Unter dem Motto „Wirtschaft integriert“ ist wieder ein Kurs zur Berufsorientierung für Frauen aus verschiedenen Herkunftsländern gestartet. Die Maßnahme gehört zum gleichnamigen hessenweiten Projekt, das unter der Federführung des Hessischen Ministeriums für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen durchgeführt wird. Mit den drei aufeinander abgestimmten Förderbausteinen Berufsorientierung „BOplus“, betriebliche Einstiegsqualifizierung „EQ“ und Ausbildungsbegleitung „AB“ werden Menschen mit Sprachförderbedarf an eine betriebliche Ausbildung herangeführt und bis zum Berufsabschluss begleitet. Koordiniert wird es vom Bildungswerk der Hessischen Wirtschaft e. V. [BWHW], das in Kooperation mit zahlreichen Bildungseinrichtungen des hessischen Handwerks steht.
Dieses Mal nehmen Frauen in der Bildungseinrichtung „FaPrik“ aus sieben verschiedenen Nationen im Alter zwischen 18 und 52 Jahren teil. In Aydemirs Coiffeur & Barbershop in Oberursel werden die interessierten Teilnehmerinnen mit dem Friseurhandwerk vertraut gemacht. Einmal in der Woche sind sie für einen Tag im Friseurbetrieb. An den anderen Tagen sind sie im Verkauf und in der Gastronomie und lernen neben Deutsch und Mathematik auch theoretisch weitere Berufe kennen, haben Bewerbungscoaching und werden auf den Arbeitsmarkt vorbereitet.
Im Friseursalon können sie an echter Kundschaft üben:Während einer Kundin die Haare gefärbt werden, versuchen sich zwei Teilnehmerinnen an einer Handmassage und einer Maniküre. Die Kundin freut sich und zeigt Verständnis: „Ich finde es schön, wenn ich junge Leute dabei unterstützen kann, ihren Traumberuf zu finden“, lacht sie. „Da spiele ich gerne mal das Versuchskaninchen.“
Angeleitet werden die Teilnehmerinnen von Friseurmeisterin Nuray Aydemir Erdem. Die temperamentvolle Frau mit den lebhaften Augen wird den Teilnehmerinnen die nächsten Wochen den Friseurberuf zeigen und vielleicht sogar eine Ausbildungsstelle vergeben. Sie war selbst einst Gastarbeiterkind aus der Türkei, kam mit acht Jahren nach Deutschland und weiß, wie es ist, als Frau aus einer Kultur mit anderen Traditionen, den Weg in eine Berufsausbildung in Deutschland einzuschlagen. Und sie erinnert sich noch gut wie es war, als sie für die Meisterprüfung lernte. „Ich übte für die Prüfung am Übungskopf oft nachts zu Hause in der Küche. Denn als alleinerziehende Mutter hatte ich nur Zeit, wenn die Kinder schliefen“, erzählt sie. Es war eine anstrengende Zeit, aber am Ende hat sich die Mühe gelohnt. Heute will sie Frauen ermutigen, auch generell einen Beruf zu erlernen. „Eine Berufsausbildung ist überhaupt die Basis für ein selbstbestimmtes Leben als Frau“, sagt sie.
Einige Teilnehmerinnen zeigen sich sehr interessiert an einer Ausbildung im Friseursalon. So auch Hadia Hashemi [23 Jahre] aus Afghanistan. „Es gefällt mir, dass man in diesem Beruf so viele verschiedene Dinge machen kann, wie zum Beispiel neben Haareschneiden auch Tätigkeiten wie Maniküre und Bart- und Augenbrauenpflege.“ Hadia traut sich eine Ausbildung im Moment noch nicht zu, weil sie sich in der deutschen Sprache noch nicht so sicher fühlt. Aber mit der Zeit wird sich das ändern. Denn im Laufe des Projektes „Wirtschaft integriert“ kann sie eine Einstiegsqualifizierung in einem Friseursalon absolvieren. Das BWHW begleitet sie dabei und hilft ihr, die deutsche Sprache in dieser Zeit noch zu verbessern und sie auf die Ausbildung vorzubereiten. Ein Konzept, das schon seit vielen Jahren aufgeht. Hier wurden schon viele Menschen in Ausbildung gebraucht, die keine deutschen Schulzeugnisse vorweisen konnten oder Ausbildungen aus ihrer Heimat mitbrachten, die in Deutschland nicht anerkannt werden konnten.
Doch vorerst werden die Frauen wöchentlich im Salon von Nuray Aydemir Erdem lernen.
Da hier die freundliche Kundenbetreuung sehr ernst genommen wird, lernen die Frauen dabei gleich den Umgang mit Kunden mit. Wertvolle Erfahrungen, die den Frauen auch in anderen Berufsfeldern weiterhelfen. Denn an zwei anderen Wochentagen lernen sie noch das Praxisfeld Gastronomie sowie den Beruf Kauffrau im Einzelhandel in einem Schreibwarenladen kennen.
Für ihre Berufswahl stehen den Frauen darüber hinaus aber auch viele weitere Berufe offen, je nach Fähigkeiten, Interessen und erworbenen Qualifikationen.
Das nächste Projekt für Frauen von „Wirtschaft integriert“ startet am 18. August 2020. Teilnehmen kann man schon mit dem Sprachniveau in Deutsch A2 bis zu B1.
Interessentinnen können Kontakt aufnehmen unter:
[E-Mail: Wagner.Regina@bwhw.de; Telefonnummer: 0176 19580939]
Wirtschaft integriert ist ein Projekt des Hessischen Ministeriums für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen. Es wird gefördert aus Mitteln des Landes Hessen, des Europäischen Sozialfonds [ESF], den Agenturen für Arbeit sowie den Jobcentern. Kooperationspartner sind die Regionaldirektion Hessen der Bundesagentur für Arbeit, der Hessische Handwerkstag und die Arbeitsgemeinschaft der Hessischen Industrie- und Handelskammern. Das BWHW koordiniert das Projekt Wirtschaft integriert und arbeitet bei der Durchführung mit den beteiligten Bildungseinrichtungen, zusammen.
Kontakt
Gabriele Wörner
Koordinatorin
Kaiserstraße 66
63065 Offenbach
Telefon: 0176 19580083
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