Mit „Wirtschaft integriert“ erfolgreich zum Berufsabschluss

Michelstadt | „Das Bildungswerk ist für mich wie eine Familie“, so Bachit Yousif. Viereinhalb Jahre lang wurde er vom Bildungswerk der Hessischen Wirtschaft (BWHW) im Rahmen des Landesprojektes „Wirtschaft integriert“ begleitet, jetzt hat sich sein großer Traum erfüllt: Ende Januar schloss er den letzten Teil seiner Gesellenprüfung zum KFZ-Mechatroniker erfolgreich ab. Stolz auf den ehemaligen Auszubildenden ist man auch im Ausbildungsbetrieb Ford Böhm. „Ein Arbeitsvertrag infolge der Ausbildung war für uns selbstverständlich, wir haben mit ihm einen guten Mitarbeiter gewonnen“, so Firmenchef Stefan Schmied. Ausbildung hat in dem 60jährigen Familienunternehmen einen hohen Stellenwert: zu den aktuell 43 Mitarbeitenden kommen jährlich etwa zwei Auszubildende, bei einer Ausbildungszeit von 3,5 Jahren befinden sich stets sechs bis acht Auszubildende im Haus.

Der Weg zur erfolgreich abgeschlossenen Berufsausbildung war für Bachit Yousif, heute 23 Jahre alt, kein leichter. Schon seit der Kindheit über lange Zeit auf der Flucht landete der junge Sudanese als unbegleiteter Minderjähriger 2015 in einem Odenwälder Kinderheim. Sein Besuch der InteA –Klasse (Integration und Anschluss) an dem Beruflichen Schulzentrum Odenwaldkreis (BSO) war bis dahin sein erster Schulbesuch, im Heimatland hatte er keine Möglichkeit dazu. Dennoch hatte er den großen Traum, KFZ-Mechatroniker zu werden. Über ein einjähriges EQplus (Einstiegsqualifizierung mit Sprachförderbedarf) im Projekt „Wirtschaft integriert“ beim Bildungswerk der Hessischen Wirtschaft (BWHW) erfolgte die Vorbereitung für eine Berufsausbildung. Das EQplus umfasst nebst Praktikum im künftigen Ausbildungsbetrieb 1,5 Schulungstage im BWHW, im Mittelpunkt steht zunächst das Vermitteln der deutschen Sprache für den Alltag, aber auch für die Anforderungen von Berufsschule und Fachbegriffen der Arbeitswelt. Mathematik, Integration und Wertevermittlung gehören ebenso zur schulischen Förderung beim „Wirtschaft integriert“ wie eine sozialpädagogische Betreuung. Letztere ist insbesondere für junge Geflüchtete wichtig, trotz meist schweren Verlusten in der Vergangenheit müssen sie sich in der neuen Heimat zurechtfinden und stabilisieren, die Rahmenbedingungen für eine Ausbildung geschaffen werden.

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Sein erstes Praktikum innerhalb von EQplus war zunächst als Maurer, da das Kommunale Jobcenter (KJC) ihn aufgrund fehlender Schuljahre für technische Berufe weniger geeignet sah. Der raue Ton auf der Baustelle setzte dem jungen Mann zu, auch war es nicht sein Ziel, Maurer zu werden. Er zog das Praktikum durch, bewarb sich parallel dazu auf Ausbildungsstellen und kam so zu Ford Böhm. Dort konnte er nach dem Vorstellungsgespräch und einem Kurzzeitpraktikum mit Engagement und Lerneifer überzeugen, der Ausbildungsvertrag wurde unterzeichnet.

Dennoch blieb die Berufsschule eine große Hürde. Auch hier wurde er vom „Wirtschaft integriert“ begleitet, nahm an ABplus (Ausbildungsbegleitung mit Sprachförderung) teil. „Der Beruf des KFZ-Mechatronikers gehört zu den anspruchsvollsten Ausbildungsberufen des Handwerks“, betont ABplus-Projektbetreuer Klaus Marquardt, „deshalb sind wir auf die Leistung von Bachit besonders stolz.“ Während seiner gesamten Ausbildungszeit kamen zur Vollzeitausbildung und Berufsschule noch vier Unterrichtseinheiten pro Woche im BWHW, zwei bei einem KFZ-Meister für fachkundlichen Unterricht, zwei für berufsbezogenes Deutsch. In beiden Kursen wurde in den Monaten vor der Prüfung gezielt auf die Prüfung vorbereitet.
Alles in allem forderte das auch vollen Einsatz von Bachit Yousif und viel Freizeitverzicht.
„Es hat sich aber gelohnt“, freut er sich heute. „Ich bin allen dankbar, die mich unterstützt und begleitet haben.“

Beide Maßnahmen, EQplus wie ABplus, sind Teile von „Wirtschaft integriert“, ein Projekt des Hessischen Ministeriums für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen. Es wird gefördert aus Mitteln des Landes Hessen, des Europäischen Sozialfonds [ESF], den Agenturen für Arbeit sowie den Jobcentern.

 

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