Berufliche Perspektiven für Zuwanderinnen in pädagogischen Feldern | Pilot-Maßnahme „Qualifizierung zur pädagogischen Mitarbeiterin als Zusatzkraft“
Bensheim | Mit der Übergabe der Zertifikate am 26.11.2020 durch Frau Dr. Marysko, Betriebsleiterin Neue Wege Kreis Bergstraße, findet der erste Kurs der Pilot-Maßnahme „Qualifizierung zur pädagogischen Mitarbeiterin als Zusatzkraft“ nun sein erfolgreiches Ende. „Wir wollen mit dieser Maßnahme vor allem Frauen mit Fluchthintergrund durch eine pädagogische Qualifizierung bei ihrer gesellschaftlichen und kulturellen Integration in Deutschland unterstützen und ihnen eine berufliche Perspektive im Bildungssystem in Deutschland eröffnen.“, berichtet Frau Gundra Simon, Teamleiterin Förderinstrumente bei Neue Wege Kreis Bergstraße. In seinem Grußwort betonte Landrat Christian Engelhardt, dass die berufliche Integration von Zugwanderten und insbesondere von Frauen ihm eine Herzensangelegenheit ist. Das Projekt, finanziert aus Mitteln des Hessischen Sozialministeriums, wird im Auftrage des Jobcenters Neue Wege Bergstraße vom Bildungswerk der Hessischen Wirtschaft e. V. am Standort Bensheim durchgeführt.
Zwölf zugewanderte Frauen, die in der Regel aus ihren Heimatländern Syrien, Afghanistan, Iran, Libanon und Aserbaidschan pädagogische Vorerfahrungen als Lehrerinnen, Erzieherinnen etc. mitbringen, wurden für eine pädagogische Tätigkeit in Deutschland qualifiziert. Wichtig war hier vor allem das Vertraut machen mit dem deutschen Erziehungs- und Bildungssystem sowie mit Lerntheorien und -methoden, Inklusion und weiteren pädagogischen Themen. In der Qualifikation erworbenes Wissen und praktische Erfahrungen wurden immer vor dem Hintergrund der Erfahrungen und Ausbildungen aus dem Heimatland reflektiert. In diesem sehr lebendigen Kurs, geprägt vom Lernen miteinander und voneinander, standen nicht nur theoretische Inhalte sondern auch praktische Erfahrungen im Mittelpunkt. „Die Hauptziele der Maßnahme waren neben der Verbesserung der Deutschkenntnisse, der stark fachbezogen ausgerichtet war, das Erlernen pädagogischen Wissens, praktischen Erfahrungen in pädagogischen Einrichtungen, das Bestehen der Abschlussprüfung sowie die Vermittlung in Arbeit.“, so Frau Fasmers und Herr Dr. Saalfrank, die durch ihre Arbeit maßgeblich zum Erfolg des Projektes beitrugen. „Durch die Hospitationen in Kindergärten und Schulen wurden viele Kontakte in die Praxis geknüpft und so Anschlussbeschäftigungen für bereits 50% der Teilnehmerinnen gefunden.“
Norbert Schultze, zuständiger Teamleiter des Bildungswerks Bensheim, sieht viele Chancen für Erziehungs- und Bildungseinrichtungen im Raum Bergstraße, die durch eine Beschäftigung der Absolventinnen entstehen: „Gerade Frauen mit Migrationserfahrung und pädagogischer Kompetenz können in unserem Bildungssystem eine wichtige Brückenfunktion zwischen Migrantenfamilien und Einrichtungen erfüllen.“
Einen großen Einschnitt stellte, wie in vielen anderen Bereichen auch, die Coronapandemie dar. Die erste Hospitationsphase endete durch den Shutdown im März abrupt und der Präsenzunterricht verwandelte sich von heue auf morgen in Online-Lernen. Im Laufe des Sommers konnten die Teilnehmerinnen wieder im direkten Kontakt lernen und auch die letzte wichtige Hospitationsphase durchführen. In der Maßnahme wurden auch Lernorte außerhalb pädagogischer Einrichtungen angesprochen und in der Praxis erfahrbar gemacht. So planten die Teilnehmerinnen im Sommer, noch unter Coronabedingungen, einen Ausflug in den Zoo nach Heidelberg, bei dem auch die Kinder der Teilnehmerinnen mit dabei waren.
In einer Abschlussprüfung, in der die Frauen ein Thema ihrer Wahl präsentierten und Vertiefungsfragen beantworten mussten, konnten sie zeigen, was sie über das Jahr hinweg gelernt haben. Auf die Frage, wie sie den Kurs erlebt hatte, antwortete eine Teilnehmerin: „Wir haben viel gelernt, alle waren nett, der Unterricht hat Spaß gemacht und er war informativ. Es war ein schöner Kurs, wir waren wie eine Familie.“
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