Wetzlar I Ibrahim und zehn weitere junge Menschen staunten nicht schlecht, als sie am 21.10.22 bei ihrer Betriebsbesichtung einer CNC-Dreherei einem Chef gegenüber standen, der ebenso jung war wie sie, dessen Vater, ebenso wie sie, einst sein Heimatland verlassen hat und sich, ebenso wie sie, in Deutschland eine neue Zukunft erarbeiten und aufbauen musste. Das machte richtig Eindruck auf die Teilnehmenden unserer Berufsorientierung BO^plus.

Die 11 jungen Menschen starteten am 22.08.22 den Lehrgang zu Berufsorientierung BO^plus im Rahmen des Landesprogramms Wirtschaft integriert. Bei den Teilnehmenden handelt es sich um geflüchtete Menschen aus ganz verschiedenen Ländern. Es ist bereits der 20igste BO^plus-Lehrgang in Wetzlar. Die Teilnehmenden erhalten 17 Wochen lang Einblicke in verschiedene Berufsrichtungen, dazu allgemeinen, sowie berufsvorbereitenden und sprachbezogenen Unterricht.

Das BWHW in Wetzlar arbeitet dazu eng mit dem Berufsbildungs- und Technologiezentrum (BTZ) Lahn-Dill der Handwerkskammer Wiesbaden zusammen. Im BTZ werden verschiedene Berufe in den Werkstätten von Ausbildern vorgestellt.

Dazu gehören auch metallverarbeitende Berufe. Da wird gefräst, gedreht und geschliffen. Die praktischen Arbeiten machen vielen Teilnehmenden richtig Spaß und wecken regelmäßig bei einigen das Interesse in diesem beruflichen Themenfeld.

Das BWHW unterstützt dann bei der Suche nach einem Betrieb, der in diesem Berufsfeld ausbildet und eine vorgeschaltete Einstiegsqualifizierung EQ^plus anbietet.

Die Firma Yildiz CNC-Drehtechnik GmbH & Co. KG arbeitet schon länger mit dem BWHW als Kooperationspartner zusammen. Zwei ihrer Auszubildenden werden im BWHW Wetzlar im Rahmen der Ausbildungsbegleitung AB^plus unterstützt. Die Firma zeigte sich sofort bereit, die Teilnehmenden der Berufsorientierung zu einem Betriebsbesuch einzuladen und ganz praktisch zu zeigen, was so alles durch CNC-Drehtechnik entsteht. Als Herr Yildiz im Büro seine Produkte präsentierte, waren alle fasziniert was man alles mit den Maschinen herstellen kann, von der kleinsten Schraube für Leica Camera, Kunststoffteile für Pfeiffer Vakuum bis zu Zielfernrohren für die Frima Zeiss. Die Teilnehmer*innen durften die in den Vitrinen ausgestellten Teile entnehmen und selbst genau untersuchen, was sie auch voller Staunen annahmen.

Anschließend gings in die Werkstatt. Dort wurden der Gruppe die verschiedenen Maschinen vorgestellt und vorgeführt, wie sie funktionieren und eingestellt werden. Alle Materialien wurden einzeln ausführlich erklärt. Die Teilnehmenden waren ganz aufmerksam und interessiert, auch den Wert der Maschinen wollten sie wissen.

Durch diesen Betriebsbesuch erhielten die Teilnehmer*innen einen ausführlichen Einblick in die Praxis im Berufsfeld Metall. Die Firma hat einen sehr positiven Eindruck bei den Teilnehmenden hinterlassen. Bereits zwei können sich vorstellen dort ein Praktikum zu machen und anschließend sogar dort in eine Ausbildung überzugehen.

Die Firma Yildiz beschäftigt 11 Mitarbeiter und hat sich im Bereich Drehtechnik international einen guten Namen gemacht, was vom Vater nun an den Sohn übergeben wurde. Die Teilnehmenden waren alle sehr überrascht, dass ein solch junger Mann eine solche Firma betreibt. An den Wänden im Büro hängen Zeitungsausschnitte mit der Überschrift „Vom Flüchtlingsheim zum Geschäftsmann“. Der Gründer der genannten Firma hat selbst Migrationshintergrund und hat sich in Deutschland von null bis zur Spitze alles selbst erarbeitet.

Für die Teilnehmer*innen war dies ein Wow Effekt, denn Sie konnten sich damit selbst Identifizieren und motivieren.

Wirtschaft integriert ist ein landesweites Projekt des Hessischen Wirtschaftsministeriums. Im Rahmen einer kontinuierlichen Förderkette, bestehend aus den Förderbausteinen Berufsorientierung BO^plus, Einstiegsqualifizierung EQ^plus und Ausbildungsbegleitung AB^plus, werden junge Flüchtlinge und andere junge Menschen, die Deutschförderung benötigen, bei der beruflichen Orientierung bis zum erfolgreichen Ausbildungsabschluss unterstützt.

Wirtschaft integriert wird koordiniert vom Bildungswerk der Hessischen Wirtschaft e.V. und in Zusammenarbeit mit Bildungseinrichtungen vorwiegend des hessischen Handwerks durchgeführt.