Wirtschaft integriert - Auszubildende erhalten Gesellenbrief

Wetzlar | Unter Federführung des Hessischen Ministeriums für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen, sowie mit Fördermitteln des Landes Hessen, des Europäischen Sozialfonds, den Arbeitsagenturen und Jobcenter, wie auch der finanziellen Beteiligung der einbezogenen Bildungseinrichtungen des Handwerks ausgestattet, besteht das Projekt Wirtschaft integriert nun seit fünf Jahren in Wetzlar. Weitere Kooperationen mit Wirtschaft integriert bilden die Regionaldirektion Hessen der Bundesagentur für Arbeit, der Hessische Handwerkstag und die ARGE der hessischen IHK.
Für 17 Azubis wurde es in den Monaten Juni / Juli ernst: Sie mussten in ihren Berufen Bäcker, Bankkaufmann, Einzelhandelskaufmann, Fahrzeuglackierer, Kfz-Mechatroniker, Koch, Berufskraftfahrer und Maler und Lackierer zur Abschlussprüfung (Teil 2) antreten und unter Beweis stellen, was sie gelernt hatten.
 
Viele der Wirtschaft integriert – Teilnehmer wohnen bei Aufnahme ihrer Ausbildung noch in Gemeinschaftsunterkünften, wo es oft laut ist. Parallel zu ihrer Ausbildung kümmern sie sich deshalb um eine kleine Wohnung und machen ihren Führerschein, um nicht mehr von öffentlichen Verkehrsmitteln abhängig zu sein. Die Absolventen Mohammadullah Noori, Tamim Faizzad, Ali Daryabi und Sadam Aliy haben das alles durch ihre Zielstrebigkeit, Fleiß, Freundlichkeit und Zuverlässigkeit geschafft. Sie profitierten beim Erreichen ihrer Ziele von der Unterstützung durch Wirtschaft integriert durch fachlichen Stützunterricht, Deutschförderung und sozialpädagogische Unterstützung.
Den Anfang machte unser Kfz-Azubi, Abdul Qarlog, der seine Prüfung beim ersten Anlauf nicht ganz geschafft hatte und sich im letzten halben Jahr nochmal intensiv vorbereitet hatte - mit Erfolg. Die anderen zehn bestanden auf Anhieb.
Unter den Absolventen sind auch Ronald Mugula und Znar Alsaid. Herr Mugula kam 2011 aus Uganda nach Deutschland und erst 6 Monate vor seiner Abschlussprüfung zum Berufskraftfahrer in unser Projekt. Bei Musterprüfungen, die im Stützkurs benutzt wurden, wurde ihm schnell klar, dass er sehr viel nachholen muss, um bestehen zu können. Musterprüfungen versuchte er zu Hause selbständig zu lösen und markierte sich alle Aufgaben bei denen er Unterstützung brauchte. Nach der Aufgabenbesprechung versuchte er die Lösungswege zu übertragen. Herr Mugula war von Beginn an immer sehr motiviert und ehrgeizig sein Ziel zu erreichen. Er lernte regelmäßig nach der Arbeit noch einige Zeit und an freien Tagen zwischen 6 und 7 Stunden, was erheblich zu seinem Lernfortschritt und Erfolg beitrug. Herr Mugula wurde, nach Bestehen der Prüfung im 1. Versuch, von seinem Ausbildungsbetrieb übernommen.
Herr Mugula, Berufskraftfahrer

Herr Mugula, Berufskraftfahrer

Herr Alsaid machte seine Ausbildung zum Anlagenmechaniker und kam auch wie Herr Mugula erst kurz vor seiner Abschlussprüfung ins Bildungswerk. Er nahm sich oft frei, um zweimal pro Woche in den Stützunterricht beim Fachdozenten zu kommen und lernte fleißig. Nachdem er nun seine Gesellenprüfung bestanden hat, ist sein nächstes Ziel noch in diesem Jahr mit der Meisterschule weiter zu machen.

Mohammadullah Noori hatte seine Prüfung im Juni auf Anhieb erfolgreich bestanden und ist nun Geselle, also Facharbeiter im Bäckerhandwerk. Er war aus seiner Heimat Dschalalabad, Afghanistan, 2015 als 17-jähriger nach Deutschland gekommen. Über den Besuch einer InteA-Klasse („Integration durch Anschluss und Abschluss") lernte er Deutsch, orientierte sich beruflich und nahm schon zwei Jahre nach seiner Ankunft in Deutschland eine Ausbildung zum Bäcker auf.

Tamim Faizzad ist nun Geselle im Maler und Lackiererhandwerk. Er war aus Kabul geflüchtet und 2015 als 16-jähriger in Deutschland angekommen. Durch den Besuch der Schulform InteA lernte er die fremde Sprache, wie auch Kenntnisse über Deutschland, das Bildungssystem hier und weitere Grundlagen, die er zur Integration benötigte. Über PerjuF (Perspektiven für junge Geflüchtete) beim BWHW in Wetzlar hatte er seine Ausbildungsstelle als Maler und Lackierer bei den Malerwerkstätten Mignon in Aßlar gefunden. Seit August arbeitet er dort als Facharbeiter.  
 
Ali Daryabi beendete am 06.07.21 seine Ausbildung zum Fahrzeuglackierer erfolgreich und wechselte zum 1. August in seine neue Arbeitsstelle. Auch er floh alleine aus Afghanistan und war 2016, gerade volljährig geworden, in Deutschland angekommen. Er lernte mehr oder weniger alleine sich hier zurecht zu finden, sich beruflich zu orientieren und suchte sich eigenständig einen Ausbildungsbetrieb. Die Prüfung absolvierte er als bester Fahrzeuglackierer in dieser im Sommerprüfung! Und so ist es auch nur folgerichtig, dass auch er ab dem ersten August einen Arbeitsvertrag in der Tasche hatte und sein erstes Gasellenentgelt verdient!
 
Sadam Aliy kommt aus der äthiopischen Stadt Dire Dawa und lebt seit 2016 in Deutschland. In Äthiopien hat er dreizehn Jahre die Schule besucht, den höchsten Schulabschluss, vergleichbar mit unserer Hochschulreife, erworben und ein Studium aufgenommen, bevor er kurze Zeit später fliehen musste. Hier lernte er sofort weiter, zunächst in einem Deutschkurs bis zum B1-Niveau, besuchte dann erfolgreich eine PerjuF-Maßnahme, über die er nahtlos in eine Ausbildung zum Fahrzeuglackierer wechselte. Herr Aliy hatte auf seiner Flucht seine Frau kennengelernt, ist verheiratet und hat eine kleine Tochter, die hier in Deutschland geboren worden ist. Herr Aliy erwies sich ebenfalls als ein talentierter Fahrzeuglackierer und bestand die Prüfung als Zweitbester in dieser Sommerprüfung!
 
Wir freuen uns mit den Teilnehmenden über ihre Erfolge.
Ein Einstieg in die Ausbildungsbegleitung Plus ist jederzeit möglich.

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