Bensheim | Damit ist nicht etwa die neue Smartphone-App des Europäischen Parlaments gemeint, die über die Europawahl 2024 informiert.

Bei „Europa in der Hosentasche“ ging es vielmehr um eine Unterrichtseinheit im Projekt Wirtschaft integriert im Projektbaustein EQ^plus. Die Teilnehmenden dieser Gruppe kommen aus Afghanistan, Äthiopien, Eritrea, dem Iran, Gambia, Pakistan und Syrien, sie sind zwischen 18 und 42 Jahre alt.

Der Einstieg in die Unterrichteinheit war die Bitte an die Teilnehmenden all ihr Münzgeld, das sie im Geldbeutel bzw. in der Hosentasche haben, herauszuholen und näher zu betrachten. Und tatsächlich haben die Teilnehmenden ihre Geldbeutel und Hosentaschen leicht erstaunt geplündert.

Welche Überraschung bei genauerer Betrachtung der Geldmünzen! Jede Münze hat eine europäische Seite und eine nationale Seite. Die Münzseite, die den Wert anzeigt, ist die sogenannte „europäische Seite“, sie ist in allen Ländern gleich und wurde von dem Belgier Luc Luycx gestaltet. Seine Initialen finden sich auf allen Münzen. 

Die „nationale Seite“ kann jedes Land mit eigenen Motiven gestalten. So findet man das „Eichenblatt“ und das „Brandenburger Tor“ auf der deutschen Euro-Münz-Seite – manchmal gibt es in allen europäischen Ländern auch Sonderdrucke; z. B. in Deutschland die Serie mit den Bundesländern, die Gedenkmünze zum 100.Geburtstag von Helmut Schmitt, die Sondermünze für den Bundesrat oder die Sondermünze anlässlich des Mauerfalls.

Das war nicht alles, was die Teilnehmenden auf den Münzen entdeckt haben. So haben sie die deutschen Münzzeichen A (=Berlin), D (= München), F (= Stuttgart), G (= Karlsruhe) und J (= Hamburg) für die deutschen Münzprägeanstalten kennengelernt. Nun sollte der Unterricht sich nicht nur mit der Numismatik beschäftigen, sondern ein Einstieg in das Thema „Europa“ sein.

So lernten die Teilnehmenden im weiteren Unterrichtsverlauf, dass die EU, ein Zusammenschluss von 27 eigenständigen Staaten ist, dass sich die Länder in vielerlei Hinsicht unterscheiden und es dennoch schaffen, zusammenzuarbeiten und durch ihre Kompromissbereitschaft als globaler Akteur auftreten können.

Sie lernten, warum die EU so wichtig ist. Die EU garantiert Frieden, steht für Demokratie, will den weltweiten Klimaschutz vorantreiben, will mit einer starken Stimme auftreten, hat den größten Binnenmarkt geschaffen, schützt den Wettbewerb, sichert Lebensmittel und bezahlbares Telefonieren, ermöglicht Bürgern überall in der EU zu arbeiten und zu reisen. Europa steht für Vielfalt.

Von den 7 Prinzipien, die die Grundlage für die Gemeinschaft aller europäischen Länder bilden - Subsidiarität, Supranationalität, Solidarität, Rechtstreue, Bereitschaft zum Kompromiss, Degressive und Proportionalität und die Vielfalt - wurde die Kompromissbereitschaft näher betrachtet. Die Einigung auf ein einheitliches Währungssystem, die Einführung des „Euro“ im Jahre 2002.

Eine Frage beschäftigte alle Teilnehmende: Warum haben die Münzen alle nur 12 Sterne für Europa und nicht 27? Die Zahl 12 ist traditionell ein Symbol der Vollkommenheit, Vollständigkeit und Einheit (12 Monate, 12 Apostel, 12 Stämme Israels, 12 Tierkreiszeichen, 12 Ritter der Tafelrunde, 12 Schiiten). An diese Symbolik knüpfen die Euro-Münzen an, sie stehen für die Einheit und Vollständigkeit Europas.

So haben die Teilnehmenden in dieser Unterrichtseinheit gelernt, dass sie nicht nur „Münzen“ in der Hosentasche haben, sondern auch eine kleine Geschichte von Europa.